„Dem eigenen Appetit folgen, nicht starren Regeln oder aufwendigen Rezepten“ – Nigel Slater
Der DUMONT Verlag hat im August 2015 das Buch „Einfach genießen“ von einem der besten Food-Journalisten der Welt, Nigel Slater, herausgebracht bzw. neu aufgelegt, denn das Buch erschien in der englischen Originalfassung schon 2000 und 2006 folgte die deutsche Erstausgabe. Neu aufgelegt und mit ansprechendem Cover geht dieses Buch jetzt direkt ins Herz und macht Lust auf Kochen!
Wenn man das Buch einfach mal so durchblättert ohne auf die einzelnen Seiten zu achten, und nur das ganze betrachtet, fällt direkt auf, dass in dem Buch wenig Bilder abgedruckt sind. Man kann dieses Buch fast wie einen Roman runterlesen. Auf den ersten ca. 150 Seiten bekommen wir einen Einblick in die Grundlagen des Kochens und lernen die Philosophie Slaters kennen. Die Seiten wirken dabei nicht zu voll oder überladen; man kann alles gut lesen. Alles in allem wirkt das Design sehr aufgeräumt und zeitlos.
Nun kommen wir zu den Rezepten:
Als erstes ein paar nützliche Grundrezepte: Ein gutes Brot, Tomatensoße, Mayonnaise, Vanillecreme. Das Buch ist hierbei nicht aufgebaut, wie ein gewöhnliches Rezeptbuch – Man findet viel Text und auch Mengenangaben, die nicht immer präzise sind, sondern dem Leser ein bisschen Leichtigkeit geben sollen, indem man Freiraum für Experimente hat. Als ich persönlich angefangen bin zu Kochen, brauchte ich allerdings meist recht genaue Mengenangaben, da mir das Gefühl für die Verhältnisse fehlte. So habe ich immer Wert darauf gelegt, dass die Angaben so genau wie möglich sind. Jetzt finde ich diese Form der Rezepte aber gut und komme mit der Art und Weise im Buch gut zurecht. Man findet zu den Rezepten immer noch jede Menge Tipps, zum Beispiel wie man verhindert, dass etwas schief läuft – oder, wenn doch etwas schief geht, wie man das Essen noch retten kann. Auch Abwandlungen oder Ergänzungen von einzelnen Rezepten sind hier zu finden. So kann man zum Beispiel aus der Vanillecreme auch einen Kuchen mit Vanillecreme zaubern oder sie mit Bananen ergänzen.
Nach den Grundrezepten folgen die Kategorien:
Suppen
Nudeln
Reis
Gemüse
Fisch
Fleisch
Obst
Gebäck
Cremes & Puddings
Kuchen
Das Suppenkapitel umfasst zum Beispiel nur 4 Rezepte. Für diese Rezepte nimmt sich Slater aber viel Zeit. Es gibt bis zu 6 Fotos pro Rezept und eine ausführliche Beschreibung sowie zu jedem Rezept die „Was noch?“-Seite. Dort geht es dann immer darum, was man an Zutaten ergänzen kann, wie man noch Würze hinzufügt oder wie man eine andere Geschmacksnote dazu bekommt. Es gibt aber auch Rezepte wo Nigel ganz klar abrät, bestimmte Zutaten zu ergänzen.
Es fällt auf, dass das Buch nicht wirklich viele Rezepte beinhaltet aber die, die vorhanden sind, werden von Nigel wirklich sehr ausführlich beschrieben und er erzählt uns alles wichtige dazu und bringt uns die Zutaten und Zubereitung näher.
Es gibt im Buch viele Rezepte, die ohne außergewöhnliche oder unverhältnismäßig viele Zutaten auskommen.
Im Laufe des Durchlesens finde ich immer mehr, dass dieses Buch auch einfach nur als „Stöber-Buch“ mit Geschichten und Erklärungen betrachtet werden kann, denn es ist keine einfache Sammlung von Rezepten. Das Buch beinhaltet klare und gut verständliche Texte, die ermutigen zu Kochen und wirklich Lust aufs Kochen machen. Auch die ersten Seiten des Buches bringen uns dem Autor näher, er erzählt viel von übermäßigem Ehrgeiz, denn er ist der Meinung, dass man sich auf einfache und dafür gute Gerichte konzentrieren sollte. Meist ist ein tolles Gericht besser als 3 halbgeglückte Rezepte. Das wichtigste für Nigel ist, dass man das Kochen nicht als das pure Befolgen von Anweisungen versteht, sondern dass man seinem eigenen Geschmackssinn vertraut. Wie er diesen schmeicheln kann erzählt er uns, indem er verrät mit welchen Hilfsmitteln er kocht (Ofen, Grill, Wok, Pfanne) und wo man gute Zutaten her bekommt. Zudem berichtet er, was das Essen sauer, salzig oder scharf mache. Er erzählt über Kräuter-, Obst- und Gemüsekunde sowie über Käse.
Sehr sympathisch ist der Text über die Notration im Vorratsschrank (S. 137). Man merkt, dass Nigel aus einer einfachen Familie kommt und er mit den einfachsten Zutaten auskommt und diese für ihn in einem Vorratsschrank reichen.
Das Kapitel “Essen nach Jahreszeiten” hätte auch gut “Essen nach Monaten” heißen können denn Herr Slater schreibt für jeden Monat Saisonprodukte auf.
Fazit: Der DUMONT Verlag hat im August das 464 seitige Buch “Einfach genießen” von Nigel Slater herausgebracht. Das Buch ist wirklich total toll und der Autor kommt sehr sympathisch rüber. Das Buch würde ich keinem empfehlen, der gerade anfängt Kochen zu lernen, da die Mengenangaben oft nach belieben angegeben sind und man schon etwas Gespür fürs Kochen haben sollte, bevor man loslegt. Das Buch kann wie oben schon genannt auch gut als Roman betrachtet werden. Mich begeistert dieses Buch auf viele Arten und Weisen. Zum einen ist der romanartige Aufbau spannend, es macht immer wieder Spaß das Buch in die Hand zu nehmen und Abschnitte zu lesen und zum anderen versprüht dieses Buch so eine intensive Liebe zu den Lebensmitteln und deren Zubereitung. Das Buch ist sehr reduziert auf das Wesentliche, dadurch sehr zeitlos und versucht nicht vom wesentlichen abzulenken, von dem, wofür wir es eigentlich gekauft haben: für eine Liebeserklärung an das Essen.
Die Rezepte gelingen gut und sind nicht zu extravagant sondern können für viele Gelegenheiten nachgemacht werden.
Folgendes Rezept habe ich für euch getestet:
Ein sahniges, üppiges Kartoffelgratin
Zutaten für 3-3 Personen:
etwa 1 kg Kartoffeln
2 große saftige Zehen Knoblauch
Butter um die Form einzufetten
etwa 600g Sahne
So wird’s gemacht:
- Den Ofen auf 160 Grad Celsius vorheizen.
- Die Kartoffeln schälen und in dünne Scheiben (höchstens 3 mm dick) schneiden. (Bei diesem Gericht ist das Schälen der Kartoffeln übrigens wesentlich)
- Wenn Sie besonders saftigen Knoblauch haben, die Zehen halbieren und eine Form aus Porzellan, glasierter Keramik oder Email damit ausreiben; dabei fest aufdrücken, damit der Saft austritt. Oder den Knoblauch in dünne Scheiben schneiden und zwischen den Kartoffeln verteilen.
- Die Form großzügig mit Butter einfetten. Sparen sie hier nicht, Sie beschummeln nur sich selbst. Die Kartoffelscheiben in die Form schichten – schön dachzieleförmig oder drunter und drüber, das ist völlig egal. Damit mit Salz und schwarzem Pfeffer würzen.
- Die Sahne darübergießen, bis die Kartoffeln gerade bedeckt sind. 1 – 1 ½ Stunden im Ofen backen – die Kartoffeln müssen förmlich in der Sahne schmelzen.
Als ich mittendrin keine Lust mehr hatte zu rezensieren, habe ich den Autoren Nigel Slater mal gegoogelt. Dafür, dass er neben Jamie Oliver der zweitberühmteste Mann sein soll, bin ich etwas verwundert, dass keine (deutsche) Wikipedia Seite von ihm existiert. Es gibt aber einen Film nach einem autobiographischen Roman von Slater. Im Film erfährt man viel persönliches über Slater, dessen Mutter früh gestorben ist und er die Aufmerksamkeit des Vaters durchs Kochen und Backen erlangen wollte. Der Film heißt “Toast” und wurde im Jahr 2010 veröffentlicht. Ihr müsst euch den Film echt mal angucken. Ein wirklich netter Film der das Leben von Nigel Slater beschreibt.
Das Buch bekommt von mir 5 von 5 Sternen.
Der DUMONT Verlag hat mir dieses Buch zur Verfügung gestellt. Meine Meinung hat dies allerdings nicht beeinflusst.
Hier könnt ihr eine Rezension von Nigel Slaters Buch “eat” lesen.